Deutschland 2.0? – Der Blick nach Nippon

Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten die Seminare des AK WiSo im Jahr 2020 nicht in Präsenz stattfinden. Mit tatkräftiger Unterstützung der Theodor-Heuss-Akademie konnten wir das Seminar “Deutschland 2.0? – Der Blick nach Nippon” vom 12. – 14. Juni 2020 jedoch im Online-Format umsetzen.

Japan, bekannt als das Land des technologischen Fortschritts und einer jahrtausendealten Kultur, steht im 21. Jahrhundert vor wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen.

Diese erstrecken sich von den Konsequenzen der Niedrigzinspolitik über die umstrittenen Wirtschaftsreformen, den sogenannten Abeonomics und dem demographischen Wandel bis hin zu Fragen der Migrationspolitik des Inselstaates. Gesellschaftliche wie auch ökonomischeAufgaben, die zu gut an den heimischen Diskurs erinnern. Bei näherer Betrachtung wird klar, dass die beiden Länder sich nicht nur eine historische Verantwortung teilen, sondern große Parallelen in der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik aufweisen. Während beispielsweise dieErwartungen an den digitalen Fortschritt steigen, schrumpft die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland und Japan aufgrund der alternden Bevölkerung rapide. Außerdem ist Deutschland mit der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank konfrontiert: Was Japan schon lange kennt, erleben jetzt auch wir. Im Rahmen des Seminars haben wir uns unter anderem mit der Frage beschäftigt, wie Japan und Deutschland diesen Herausforderungen begegnen können.


Zum Auftakt des Seminars nahm uns Professor Shingo Shimada von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit auf eine Zeitreise in die Geschichte Japans.

Der Samstagmorgen stand unter der Frage, was Deutschland von den Erfahrungender drittgrößten Volkswirtschaft der Welt lernen könnte. Dazu berichtete Professor Florian Coulmas, Institute of East Asian Studies der Universität Duisburg-Essen, über die demographische Entwicklung Japans und die gesellschaftlichen Folgen der dramatischen Alterung. Florian Coulmas fasste zusammen, dass Japan zum einen äußerst schnell altertundschrumpft, zum anderenaber trotzdem nocheine wachsende Produkitivität verzeichnen kann. Als Herausforderung für Japan saher daher nicht nur das Wirtschaftswachstum bei
kontinuierlichem Bevölkerungsrückgang, sondern auch die Frage, wie die Gesellschaft ihren Menschen ein würdevolles Altern ermöglichen kann.

Es folgte ein Exkurs mit Dr. Rainer Wieching von der Universität Siegen zumThema Pflege und die Bedeutung von „Care Robotics“in Japan im Hinblick auf die Frage, wie technische Entwicklungen Pflegebedürftige unterstützen können.

Schließlich berichtete Professor Werner Pascha, Institute of East Asian Studies and Mercator School of Management, über die Abenomics, das wirtschaftspolitische Programm des zu dieser Zeit noch amtierenden japanischen Premierministers Shinzo Abe.

Am Sonntagmorgen nahm uns unsere Mitstipendiatin Lisa Regner mit auf eine gedankliche Reise in das Japan der Moderne und die japanische Filmkultur. Im Rahmen eines Impulsvortrag berichtete sie über den Film “Your Name. – Gestern, heute und für immer” von Makoto Shinkai und präsentierte uns viele Bilder aus Japan. Dabei hatten die Teilnehmer:innen Gelegenheit, neue Erkenntnisse über die japanische Kultur, Lebensumstände oder auch die Essgewohnheiten zu diskutieren.

Am letzten Seminartag befassten wir uns mit der japanischen Geldpolitik. Taiki Murai von der Universität Leipzig sprach mit uns über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der europäischen und japanischen Geldpolitik, insbesondere die Niedrigzinspolitik.

Zusammenfassend können wir auf ein lehrreiches und interaktives Seminarwochenende zurückblicken. Trotz der virtuellen Durchführung gab es viele lebhafte Diskussionen und Gelegenheiten zum Kennenlernen und Austauschen