Die verhängnisvolle Anmaßung: Seminar zu den Problemen und Chancen ökonomischer Schulbildung I 27.-29. Juni 2014
Vom 27. bis zum 29. Juni 2014 ging der AK WiSo in Berlin der Frage nach, wie es um die Vermittlung eines grundlegenden Verständnisses für wirtschaftliche Zusammenhänge in deutschen Schulen steht.
Zu Beginn des Seminars wurde zunächst die aktuelle Situation der Schulbücher in den Blick genommen. Dazu stellte Dr. Peter Altmiks vom Liberalen Institut eine ausführliche Studie vor, die erst kürzlich vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut durchgeführt und von der FNF veröffentlicht wurde. Die Studie zeigte, wie sehr inhaltlich unrichtige und ideologisch verzerrte Texte die Qualität der Schulbücher untergraben. Das Ergebnis war erschreckend, stellt sich doch die Frage, wie guter Wirtschaftsunterricht ohne hochwertige und ideologiefreie Lehrmaterialien funktionieren kann. Anschließend wurden die Seminarteilnehmer zum Abendessen in Berlin-Mitte eingeladen und konnten den Abend an der Spree gemeinsam ausklingen lassen.
Der nächste Morgen begann mit einem Plädoyer für das Studium der Klassiker von Nils Goldschmidt, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Siegen und Leiter des Wilhelm-Röpke-Instituts. Die Beschäftigung mit ökonomischer Theoriegeschichte kommt im Studium der Wirtschaftswissenschaften an deutschen Universitäten häufig zu kurz. Dabei gibt es eine Vielzahl von Argumenten, warum es sowohl für den einzelnen Ökonomen (Mikroebene) als auch für das Fach “Wirtschaft” (Makroebende) wichtig ist, sich mit klassischen ökonomischen Werken zu beschäftigen. Wie sonst soll man die heutige VWL verstehen, ohne sich jemals mit Adam Smith beschäftigt zu haben?
Ökonomische Zusammenhänge sind kein Hexenwerk und auch für Laien verständlich zu machen. Das bewies der Gründer und Vorsitzende des Adam Smith Institute, Madsen Pirie, eindrucksvoll in seinem Vortrag. Sein angelsächsischen Erklärungsansatz und sein britischer Humor unterstrichen dabei, wie kurzweilig und für jedermann verständlich die Erklärung ökonomischer Theorien gestaltet werden kann. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, sollte seine Videos “Economics is Fun” ansehen.
Nach dem Mittagessen berichtete Christian Lindemann, der während seiner Laufbahn an verschiedenen Gymnasien in Niedersachsen unter anderem das Fach “Politik & Wirtschaft” unterrichtet hat, von seinen Erfahrungen aus dem Schulalltag. Die Seminarteilnehmer waren davon überrascht, wie hart der Arbeitsalltag eines Lehrers ist, der sich gegen den überwiegend linken Mainstream der Schulbürokratie für die Vermittlung von ökonomischen Kompetenzen einsetzt. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, wie positiv gut gestalteter Wirtschaftsunterricht von Schülern und Eltern aufgenommen wird.
Anschließend wurden in einer Gruppenarbeitsphase die Lehren aus den vorhergegangenen Vorträgen zusammengetragen. Dabei lag der Fokus auf dem Curriculum, der Lehrerausbildung und den institutionellen Rahmenbedingungen. Im Austausch mit der bildungspolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Mieke Senftleben, konnten so viele sinnvolle Ideen und realisierbare Politikmaßnahmen gesammelt werden. Hier können die erarbeiteten Thesen heruntergeladen werden: Wirtschaftsunterricht Thesenpapier.
Trotz des Kneipenbummels in Berlin-Mitte am Samstagabend fanden sich alle Teilnehmer am Sonntagvormittag nochmal im Tagungshotel ein, um sich mit der Frage “Ist Wachstum schädlich?” zu befassen. Obwohl Wachstumskritik bei vielen Pädagogen mittlerweile zum guten Ton zu gehören scheint, konnte Steffen Hentrich vom Liberalen Institut in seinem Votrag deutlich zeigen, dass sich die positiven Aspekte des Wirtschaftswachstums anhand von Statistiken eindeutig aufzeigen lassen. Für dieses Faktenwissen sind Schüler sehr offen, wenn man in der Lage ist, die Daten mittels Diagrammen und Grafiken anschaulich aufzubereiten.
Als Fazit des Seminars kann festgehalten werden: Ökonomische Schulbildung ist wichtig und Schüler sind an wirtschaftlichen Fragestellungen durchaus interessiert. Jedoch ist die Einführung eines Schulfachs “Wirtschaft” nur dann sinnvoll, wenn die Lehrer fachlich und didaktisch in der Lage sind, wirtschaftswissenschaftliche Zusammenhänge ohne ideologische Verzerrungen zu vermitteln. Leider musste festgestellt werden, dass gerade die Ausbildung der Lehrer diesbezüglich noch verbesserungswürdig ist. Wer möchte, dass deutsche Schüler auch auf ökonomischem Gebiet eine gute Allgemeinbildung erhalten, sollte demnach anfangen, die Ausbildung der Lehrer zu verbessern.
Text: Matthias Göhner
Foto: Fabian Kurz