Wettbewerb wirkt! Warum, wie, wen Wettbewerb weiterbringt 27.-29. September 2013

VA WettbewerbFünf Tage nachdem der politische Wettbewerb in Berlin seine Kraft entfaltet hatte, fanden insgesamt 25 Teilnehmer den Weg nach Gummersbach zum AK WiSo Seminar „Wettbewerb wirkt“. Die inhaltliche Einführung übernahm umfassend und kompetent Professor Dr. Wernhard Möschel, ehemaliges Mitglied und Vorsitzender der Monopolkommission. Unter dem Slogan „Wettbewerb als Erfolgsprinzip der Sozialen Marktwirtschaft“ erläuterte er grundlegende Prinzipien und ordnete die Bedeutung des Wettbewerbs in seiner Entwicklung ein.

Der Samstagmorgen begann mit einer spieltheoretischen Einführung von Prof. Dr. Christian Wey am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie. Im Fokus stand die Frage, ob sich Individuen kooperativ oder unkooperativ verhalten. Sind Kartelle stabile Vereinbarungen oder gibt es für die Kartellanten den Anreiz von der Vereinbarung abzuweichen? Dieser Aspekt spielte auch im weiteren Verlauf des Seminars eine wichtige Rolle, denn sind Kartelle instabil, ist eine Regulierung oder Aufsicht unnötig. Anhand des klassischen Gefangendilemmas illustrierte Prof. Wey die potenziell, aus individueller Sicht, lohnende Abweichung. An diesem Resultat knüpfte der nächste Referent an, Sascha Tamm vom Liberalen Institut. Er stellte die Grundsatzfrage: Brauchen wir überhaupt Wettbewerbspolitik? Ist nicht die Vertragsfreiheit, welche ihren Ausdruck in Märkten und damit Wettbewerb findet, das schützenswerte Recht? Er stellte fest, dass ein Eingriff in den Wettbewerb – um ihn zu schützen oder zu befördern – einen Eingriff in die Vertragsfreiheit darstellen kann. Außerdem seien private Monopole oder Kartelle meist nur von kurzer Dauer, denn Substitution und der technologische Wandel schüfen neue Märkte und ließen ehemals marktmächtige Unternehmen verblassen.
Ein weiterer Höhepunkt ward er Vortrag von Dr. Christoph Fritsch, Volkswirt im Bundeskartellamt. Er stellte die praktische Arbeit einer Kartellbehörde vor und wusste mit vielen konkreten Beispielen die Begeisterung der Teilnehmer zu gewinnen. Vor allem Berichte über Durchsuchungen bei mutmaßlichen Kartellanten waren sehr aufschlussreich. Die Kronzeugenregelung bezeichnete er als besonders erfolgreiches Instrument in der Bekämpfung von illegalen Absprachen. Sein Fazit: Auch Teilnehmer eines Kartells sind Menschen und machen Fehler. Da protokoliert die Sekretärin feinsäuberlich mit, wer welche Menge absetzt oder Absprachen werden hochkreativ als Fußballergebnisse in Mails verhandelt. Im Anschluss referierte Dr. Ulrich Oehmichen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen (agw), zum Thema „Wasser ist ein Menschenrecht“. Sollen Versorger staatlich oder privat sein? Er stellte vor allem die gute Wasserqualität in Deutschland heraus, im Vergleich zu südlichen europäischen Ländern. Außerdem kritisierte er die überbordende Regulierung in Bereich der Wasserwirtschaft. Wasser sei ein Menschenrecht, dies bedeute allerdings nicht, dass es kostenlos sein muss, denn die Aufbereitung, Abwasser und Infrastruktur kosten Geld, das Wasser an sich nicht in Deutschland.

Bevor der Abend in der Wacholderstube ausklang, fanden sich alle Teilnehmer in der Lobby für eine breite Diskussion ein. Wie es sich für eine Veranstaltung des Ak WiSo gehört, war die Diskussion sehr kontrovers. Knackpunkt war auch hier die Frage, ob Wettbewerbspolitik nötig sei und wenn ja in welchem Umfang. Den inhaltlichen Abschluss bildete der Vortrag von Julian Arndts, welcher die Frage erörterte, ob zentrale Behörden für stabiles Geld sorgen können. Er stellte uns verschieden Konzepte für den Wettbewerb von Währungen vor und konstatierte, dass in der überwiegenden Zeit der Menschheit und zu verschiedensten Zeitepochen eine wettbewerbliche Geldordnung vorlag. Zentralbankenmonopole sind also geschichtlich gesehen eher die Ausnahme als die Regel und eine Entwicklung der letzten Jahrhunderte. Nach dem Mittagessen verabschiedeten sich die Seminarteilnehmer aus dem sonnigen Gummersbach und traten mit meist vielen neuen Erkenntnissen die Heimreise an.