Nations First, World Second – Am Ende der Globalisierung?
Den Abschluss des Jahres bildete das Seminar „Nations first, world second“ (14.-16.12.2018), auf dem sich mehr als 35 Seminarteilnehmer am dritten Advent in der THA mit den theoretischen Grundlagen der Außenwirtschaft und ihrer Entwicklung, sowie dem Handelskonflikt zwischen den USA und China beschäftigten.
Neben den Gründen für das Phänomen des Erstarkens eines „neuen“ Protektionismus und dem damit verbundenen Aufstieg von populistischen Strömungen wurden dabei auch in der gesellschaftlichen Debatte wiederkehrende Fragestellungen, wie der deutsche Handelsüberschuss oder die ambivalente Praxis der EU in Bezug auf einen freien weltweiten Handel näher beleuchtet.
Der Freitagabend begann mit einer theoretischen Einführung in die Thematik des Außenhandels. Hierbei griff Matthias Diermeier vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln unter anderem den Konflikt zwischen Freiem Handel und Protektionismus auf. Dafür ging er zurück bis zu den Freihandelstheoretikern David Ricardo und Adam Smith, um den Aspekt der Spezialisierung und Arbeitsteilung zu erklären. Nachdem die theoretische Grundlage des Außenhandels gelegt war, griff er die globale Kräfteverschiebung auf und erklärte den Aufstieg Chinas. Zum Schluss stellte er die Auswirkungen und Auswüchse der
erschöpften Globalisierung anhand des Streites zwischen Amerika und China dar.
Der Samstag begann mit der Auseinandersetzung mit dem Thema Wirtschaftsnationalismus.
Prof. Dr. Adalbert Winkler von der Frankfurt School of Finance & Management erklärte den Teilnehmern die Bedeutung des Wirtschaftsnationalismus. Zusammenfassend stellt es ein
Konzept dar, welches versucht die Knappheitsverhältnisse und Verteilungsspielräume auf Märkten für das „eigene Volk“ zu verbessern. Anschließend lenkte Prof. Winkler die
Aufmerksamkeit auf die möglichen Auswirkungen auf das Wachstum, Beschäftigung und Inflation.
Im nächsten Seminarslot referierte Anna Hardage, Programm Managerin von Transatlantic Networks über den deutschen Handelsüberschuss und den EU-Protektionismus. Neben der Gegenüberstellung beider Seiten stellte sie die möglichen Annäherungsversuche zwischen
den USA und der Europäischen Union dar.
Dr. Thieß Petersen von der Bertelsmann Stiftung griff unter dem Titel „Donald Trumps Kampf gegen den chinesischen Drachen – Vom Handelsstreit zum Handelskrieg“ die Frage nach der aktuellen Kritik am Freihandel, die vor allem in den USA aktuell so stark verbreitet ist, auf und erklärte die Gründe für die amerikanische Unzufriedenheit.
Im Weiteren zeigte er die Zusammenhänge und negativen Auswirkungen einer protektionistischen Handelspolitik Amerikas gegenüber China auf. So führen höhere Preise für chinesische Produkte über mehrere Effekte, zu unter anderem höheren Produktionskosten in den USA und geringeren Einkommen. Zum Schluss zeigte er mögliche Handlungsoptionen für Europa
als Mittelspieler zwischen den USA und China auf.
Anschließend war Reinhard Houben, Mitglied des Bundestags und wirtschaftspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der FDP zu Gast in der THA. In einer 90 minütigen Austausch- und Diskussionsphase wurde die Rolle Europas aufgegriffen.
So wurde unter anderem über die Ermöglichung vom Erstarken politischer Größen wie Donald Trump, die Gestaltung der Beziehungen zu den USA und China als auch die Frage nach den Verbündeten der EU intensiv diskutiert.
Am Abend wurde bei Kaminfeuer mit Clemens Schneider, Managing Director von Prometheus, dem Freiheitsinstitut aus Berlin, über die Vorteile und Chancen von Freihandel diskutiert. Angelehnt an das von u.a. Schneider verfasste Werk „Freihandel für eine gerechtere Welt: Mehr als TTIP, Fracking und Chlorhühnchen – ein Plädoyer für eine gemeinsame Welt“ entwickelte sich ein abwechslungsreicher Vortrag mit anschließender Diskussion.
„Die Rolle rückwärts? – Deutschland in einer Welt mit weniger Freihandel“ lautete der erste
Vortrag am dritten Advent. Sebastian Weiske, Referent für Makroökonomik im Sachverständigenrat, zeigte die Schwächen des Welthandels und die damit einhergehenden Tendenzen zu mehr Protektionismus auf. Bevor er den Zusammenhang zwischen Handel und Wohlstand aufzeigt und darauf verweist, dass in Summe der Freihandel zu einer größeren
Produktvielfalt und sinkenden Preisen führt.
Den Abschluss des Seminars stellte eine gemeinsame Gruppenarbeitsphase mit dem Thema „Zukunftsentwurf: Das Ende der WTO – die Chance für eine neue Ordnung?“ dar. Die Teilnehmer erarbeiteten mithilfe von kurzen Papers mögliche Ansätze für die Weiterentwicklung respektive Neuausrichtung der WTO.
verfasst von Jonas Wirth